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Wie bauen wir künftig?

Im Stadthaus ist bekanntermassen immer viel los: Wir arbeiten fleissig am Ausbau des Wärme- und Kältenetzes, den damit verbundenen Strassenprojekten und versuchen dabei die Stadtklima-Initiative umzusetzen. Wir bearbeiten Baugesuche, Quartierpläne und allerhand Reklamationen aus der Bevölkerung. Und wir planen schon die nächste Weihnachtsbeleuchtung und die eine oder andere Spielplatzsanierung. Und doch gibt es ein Thema, das uns im Moment am allermeisten beschäftigt: Die Revision der Grundordnung. Nur: Was ist eigentlich eine Grundordnung? Bis vor wenigen Jahren konnte ich persönlich wenig mit diesem wenig eingängigen Begriff anfangen. Ordnung klingt für mich recht langweilig, und das 'Grund' vorneweg macht ihn nicht wesentlich spannender. Spannend wird es aber, wenn man versteht, was die Grundordnung alles regelt. Nämlich die Frage, wie und wo wir in Chur künftig bauen werden. Und das scheint mir doch eine relativ zentrale Frage zu sein.


Ganz konkret besteht die Grundordnung aus mehreren wichtigen Gesetzen und Plänen. Dem Baugesetz, dem Zonenplan, dem Erschliessungsplan und dem Gestaltungsplan. In diesen Dokumenten stecken ganz viele Vorgaben, die dafür sorgen, dass der Churer Grund und Boden in einigermassen geordneten Bahnen bebaut wird. Daher also der Name Grundordnung. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass die aktuellen Planungsgrundlagen je nach Betroffenheit und politischem Interesse sehr unterschiedlich beurteilt werden. Für die einen schränken Sie das Bauen in Chur unnötig ein, für die anderen machen sie zu wenige Vorgaben zur Qualität unserer Bauten. Und doch sind wir alle auf diese Planungsgrundlagen angewiesen. Aus diesem Grund liegt es in unserem gemeinsamen Interesse, die bestehenden Grundlagen zeitnah den aktuellen Gegebenheiten anzupassen.


Beim Baugesetz gibt es zwei Gründe für eine Erneuerung. Erstens: Unser aktuelles Baugesetz ist kompliziert. Wir diskutieren (zu) oft darüber, ob ein Bauprojekt nun zulässig ist oder nicht. Diese Zeit würden wir eigentlich lieber dafür aufwenden, in einem guten Dialog mit den Bauherrschaften die Qualität der Bauten in Chur sicherzustellen. Zweitens: Das Baugesetz schafft Fehlanreize. So entsteht z.B. die charakteristische Churer 'Hut-Architektur' mit den aufgesetzten, zurückversetzten Attikageschossen alleine aufgrund der Bestimmung im Baugesetz, dass diese nicht zur Geschossfläche angerechnet werden. Ein anderes Beispiel: Heute müssen zahlreiche Hausbesitzer Parkplätze erstellen, obwohl sie gar kein Auto besitzen – weil das Gesetz es so vorschreibt. Solche alten Zöpfe gehören abgeschnitten und durch sinnvolle Regelungen ersetzt.


Beim Zonenplan wird uns eine Aktualisierung in erster Linie durch die übergeordnete Gesetzgebung vorgeschrieben. Anstatt die Stadt 'auf der grünen Wiese' am Stadtrand zu erweitern, müssen wir nach Innen verdichten und die wachsende Bevölkerung auf dem bestehenden Bauland unterbringen. Das ist schlüssig und sinnvoll, nur: wo genau soll das passieren? Diese Frage ist nicht nur spannend, sondern auch umstritten. Kürzlich abgelehnte Ortsplanungsrevisionen in anderen Gemeinden haben gezeigt: Innenverdichtung verunsichert und muss gut erklärt werden. Damit wir im Stadthaus nicht mit dem Dartpfeil entscheiden müssen, wo künftig höher und mehr gebaut werden soll, brauchen wir gute Grundlagen. Und genau daran arbeiten wir aktuell: An einem soliden Stadtraumkonzept, das wir gemeinsam mit der Bevölkerung entwickeln.


Und diesen Anspruch haben wir für die gesamte Revision der Grundordnung: Wir wünschen uns ein breit abgestütztes Paket, das möglichst einfach ist und doch wichtige Verbesserungen gegenüber den heutigen Planungsgrundlagen enthält. In verschiedenen Mitwirkungsformaten von Quartierspaziergängen über öffentliche Veranstaltungen bis hin zu einer E-Mitwirkung nehmen wir das Wissen der Bevölkerung auf. Anschliessend ist es unsere Aufgabe, daraus eine konzise und schlüssige Vorlage zu erarbeiten. Das richtige Mass an Mitwirkung, gute Hinweise von Fachleuten und die nötige Zeit für die politische Diskussion: Wir sind zuversichtlich, Chur mit diesen drei Zutaten fit zu machen für die nächsten 20 Jahre.

 
 

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